Replika-Schorsch

Meine VW-Buggys


Restauration und Neuaufbau eines Buggys

Der Wagen stand in Ungarn am Plattensee. Der Eigentümer, ein Deutscher aus Passau, hatte dort einen Zweitwohnsitz. Als er im Jahr 2007 einen Schlaganfall erlitt, war es mit dem Buggy fahren vorbei und das Auto stand nur noch im Garten. Der (nach einigen „harten“ Verhandlungen) vereinbarte Preis von 975,-- € und die Lieferung zu mir nach Hause für weitere 350,-- € waren zwar nicht billig, aber letzten Endes in Ordnung, da der Buggy einen Deutschen KFZ-Brief vorweisen konnte, sodass die spätere Wiederzulassung kein Problem darstellen würde. Es handelt sich um einen Maplex Bausatz Buggy der Fa. Bieber, die den Umbau 1973 selbst vornahm. Als Fahrgestell dient ein verkürztes Käferfahrgestell (Baujahr mindestens 1965, da noch mit Bundbolzenvorderachse ausgestattet). Nach zwei Bugattis stand nun der pinkfarbene Buggy in meiner Garage und wartete auf eine grundlegende Restauration. Wie auf den Bildern zu sehen ist, war sein Zustand bemitleidenswert (keine Spiegel, Dach teilweise zerfetzt, ohne Hinterräder, kein Luftfilter, gerissene Sitze, Elektrokabel porös usw.) Bei der ersten Standortbestimmung hinsichtlich der Restauration kam auch ein Mäusenest zum Vorschein. In mir spürte ich ein Kribbeln, das mich dazu drängte anzufangen, doch das ging nicht. Zuerst musste ich mich zusammen mit Eberhard Grauf auf die Organisation des ORC-Deutschlandtreffens 2012 konzentrieren.
Näheres zum ORC unter www.orc-deutschland.de
Im Herbst 2012/13, also ein Jahr nach dem Kauf, war es so weit. Ich begann den Buggy zu zerlegen, bis "kein Stein mehr auf dem anderen stand". Was mir etwas Sorgen machte, war der Zustand der Karosserie. Sie war mit so genannten Spinnenrissen übersät und das bedeutet einen immensen Aufwand, sie wieder herzustellen (Sandstrahlen, Komplettüberzug mit Glasfasermatten, Spachteln und Lackieren).
Man sollte so ein Projekt nicht beginnen, wenn man keine Ahnung hat (und ich hatte von Buggys keine Ahnung). Wieder mal im Internet unterwegs, fand ich eine Buggykarosserie, die laut Beschreibung des Verkäufers so gut wie keine Risse hatte. Die mir zur Verfügung gestellten Bilder belegten dies. Ich kaufte die Karosserie, doch leider hatte ich nicht bedacht, dass Buggy nicht gleich Buggy ist. Die "neue" Karosserie war um 9 cm kürzer und passte nicht auf das Chassis des Maplex-Buggys. Nun hatte ich zwei Karossen und stand vor einem Problem. Was tun? Das Chassis auf die Maße der zweiten Karosserie kürzen oder doch den Maplex wieder aufbauen? Was soll dann mit der zweiten Buggykarosserie, bei der sogar Sitze, Reifen mit Felgen, Dach, Kabelbaum, Windschutzscheibe sowie die Scheinwerfer dabei waren, geschehen?
Da ich mich ein wenig in den roten Schwedenbuggy verliebte (sehr zum Leidwesen von Evi) musste ich den einfach wieder auf die Straße bringen. Ich hatte das Glück an ein gekürztes Käfer-Chassis inkl. KFZ-Brief mit allen Eintragungen zu kommen und legte los. Der Buggy wurde 2014 fertig, ist zugelassen und macht einfach nur Spaß, doch das ist eine andere Geschichte.
Zurück zum Maplex... der stand in zwei Teile (Karosserie und Chassis) zerlegt herum und wartete... bis zum Jahr 2015. Endlich fand ich etwas Zeit, um den Wagen weiter zu zerlegen, denn der Rost, der das Chassis befallen hatte, war arg und musste weg. Auch zeigte sich, dass der Wagen einen Unfall hatte, denn die Spurstangen an der Vorderachse waren völlig verbogen und meine Erfahrung mit einer Bundbolzenachse war, gelinde ausgedrückt, gleich null. Glücklicherweise befand sich in meinem Ersatzteillager noch eine nagelneue Kugelgelenkvorderachse samt Tragarmen und Achsschenkeln. Aus diesem Grund entschloss ich mich, den Rahmenkopf zu entfernen und einen neuen Kopf zur Aufnahme der Kugelgelenkachse anzuschweißen (das ist eine Arbeit für Fortgeschrittene, sprich für einen Profi). Doch vorher ging es noch zum Sandstrahlen... und Sandstrahlen ist gnadenlos... Und so begann der Neuaufbau mit einigen Schweißarbeiten. Es zeigten sich erste Ergebnisse...und im Oktober 2015 war das Chassis fertig. Einen einbaufertigen 1300er Motor mit 40 PS hatte ich noch in meiner Garage stehen. Im KFZ-Brief ist sogar ein 44 PS Motor eingetragen gewesen. Im Jahr 2022 wurde vom TÜV ein 50 PS Motor eingetragen, weil ich das entsprechende TÜV-Gutachten vorlegen konnte. Bekommen habe den Buggy allerdings mit einem 1200er mit 34 PS, der wiederum "fest", also unbrauchbar, war.
Jetzt machte ich mich über die Karosserie her. Bei ihr musste im wahrsten Sinne des Wortes erst mal der Lack ab und ich brachte sie ebenfalls zum Sandstrahlen. Auch hier war das Ergebnis "vernichtend" und aus meinem pinkfarbenen Buggy wurde ein gelber... seine Ursprungsfarbe. Um überhaupt weitermachen zu können, musste die Karosserie nun mit Glasfasermatten ausgebessert, bzw. stabilisiert werden. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch die Haube aufgeschnitten. Und durch entsprechendes Anlaminieren an der Schnittkante wurde verhindert, dass später Wasser eindringen kann. Der Grund für diese Maßnahme ist einfach: Bei einem Maplex-Buggy wird, bevor die Karosserie auf das Chassis gesetzt wird, der Original VW-Käfertank an der Karosserie festgeschraubt mit der Folge, dass dieser nur ausgebaut werden kann, wenn die Karosserie wieder vom Chassis getrennt wird. In meinen Augen ein absolutes NoGo, man denke nur daran, wenn mal etwas repariert werden muss. Ebenso unvorteilhaft ist bei einem Maplex-Buggy der Standort der Batterie. Sie ist vorne über den Füßen eingebaut und nur durch die kleine Öffnung an der Fronthaube zu erreichen, da bricht man sich die Finger ab, so eng ist das alles. Ich habe die Batterie nach hinten verlegt, um erstens dieses Problem zu umgehen und zweitens einen original VW-Käfer Kabelbaum verwenden zu können, denn auch beim Käfer ist die Batterie hinten. Die entsprechende Öffnung habe ich in die Karosserie geschnitten. Nun kam es zur ersten "Vereinigung". Ich montierte die Karosserie auf das Chassis.
So weit, so gut. Im November 2015 musste ich meine Arbeiten einstellen, weil Anderes wichtiger war und ich zeitlich arg in Bedrängnis kam. Zwei Jahre später, im November 2017 ging es weiter (Montage von Sitzen, Lenkrad, Elektrik, Überrollbügel...). Einen Vorteil hatte die alte Karosserie: ich konnte hinsichtlich Bohrungen schalten und walten, wie ich wollte, denn sollte etwas daneben gehen, würde es später, wenn die endgültige Restaurierung der Karosserie anstehen würde, korrigiert. Laut Verkaufsprospekt der Fa. Bieber benötigt man, wenn das VW-Chassis fertig ist zum fertigen Aufbau des Buggys nur noch 35 Stunden. Ich mache hier etwas falsch... ich habe jetzt schon über 300 Stunden investiert.
Nun wartete noch eine "Herkules" Aufgabe auf mich, auf die ich mich wirklich nicht freute. Die Sanierung der Karosserie. Hierzu wurde die Karosserie angeschliffen, die Risse mit Harz aufgefüllt und komplett mit einer Glasfaserschicht überzogen, damit wieder Stabilität hergestellt wird. Wenn nur gespachtelt und lackiert wird, ist dies vergebene Liebesmühe. Die Risse wären innerhalb weniger Monate wieder da, weil Spachtelmasse zwar ausgleicht, aber bei Spannung sofort bricht, bzw. reißt. Anschließend wird mit dem Pinsel Gelcoat aufgetragen (4x!) und es ging erneut an das Schleifen. Jetzt ist die Karosserie bereit für den Lackierer. Das Ergebnis ist einfach nur grandios. Sie sieht einfach nur gut aus. Kaum zu Hause angekommen machte ich mich an die Arbeit. Jetzt ging es rasant schnell (nicht zuletzt auch deshalb, weil alle Teile vorher schon einmal montiert waren).
Nach 8 Wochen war es so weit. Ich konnte den Buggy in die Werkstatt bringen um Restarbeiten, wie Scheinwerfer, Spur- und Sturz einstellen vornehmen zu lassen und natürlich die TÜV-Abnahme. Im Juni 2019 war es dann vollbracht. Alles bestens, der Buggy ist auf der Straße.Die Restauration hat nur schlappe acht Jahre in Anspruch genommen, aber das Resultat kann sich sehen lassen, denn herausgekommen ist ein Maplex-Buggy den es so kein zweites Mal gibt.



Weitere Fotos der Restauration in chronologischer Folge.
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